16. Kommt die Vorbereitung auf die Abschlüsse nicht zu kurz, wenn an der Waldorfschule so viele Praktika stattfinden, wenn Theater gespielt und handwerklich gearbeitet wird?
Es ist richtig, dass diese Aktivitäten zusammen mit dem Lernpensum in manchen Schuljahren eine Doppelbelastung für die Schüler:innen bedeuten. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die Prüfungsleistungen hierunter nicht leiden. Denn die durchschnittlichen Abschlussnoten von Waldorfschüler:innen liegen mindestens auf dem gleichen Niveau wie bei Schüler:innen staatlicher Schulen.
17. Werden Kinder an der Waldorfschule weltanschaulich unterrichtet?
Die von Rudolf Steiner entwickelte Anthroposophie ist eine Erkenntnishilfe für die Lehrer:innen, zu keinem Zeitpunkt aber ist sie Gegenstand des Unterrichts. Da die Waldorfschule eine überkonfessionelle Schule ist, entscheiden zunächst die Eltern, welchen Religionsunterricht ihr Kind besuchen soll. Später entscheiden die Jugendlichen das dann selbst.
18. Was hat es mit dem Fach Eurythmie auf sich?
Eurythmie (wörtlich: guter, auch schöner Rhythmus) ist eine Bewegungskunst, die an Waldorfschulen in allen Klassen unterrichtet wird. Im Unterschied zu gymnastischen, pantomimischen oder tänzerischen Bewegungen, die völlig frei gestaltet werden können, gibt es in der Eurythmie für jeden Sprachlaut und jeden Ton eine ganz bestimmte Gebärde – es handelt sich also um sichtbar gemachte Sprache und Musik. In der Lauteurythmie stellen die Schüler:innen zum Beispiel dar, was in einem Gedicht an Lauten lebt, und in der Toneurythmie, was in den Tonintervallen einer musikalischen Komposition lebt.
19. Welche Rolle spielen die Naturwissenschaften an der Waldorfschule?
Und wie stehen die Waldorfschulen zum Umgang mit dem Computer?”]An der Waldorfschule stehen die naturwissenschaftlichen Fächern gleichgewichtig neben allen anderen Unterrichtsfächern. Das Fach Informatik ist fester Bestandteil an der Waldorfschule, wobei die Pädagogen Wert darauf legen, dass sich die Kinder, bevor sie die virtuelle Welt kennen lernen, mit der natürlichen Welt vertraut machen und ihre sozialen und schöpferischen Fähigkeiten an ihr entwickeln. In der Oberstufe ist der Umgang mit der Soft- und Hardware für jeden Waldorfschüler eine Selbstverständlichkeit.
20. Welche Rolle spielen digitale Medien an der Waldorfschule?
Medienpädagogik ist fester Bestandteil im Lehrplan der Waldorfschulen. Sie beginnt zunächst als eine “indirekte Medienpädagogik”, bei der die jüngeren Kinder die Welt mit allen Sinnen erfahren und sich kreativ und fantasievoll anhand unterschiedlicher Materialien mit ihr auseinandersetzen. Dabei entwickeln sie ihre Urteilsfähigkeit, die eine notwendige Voraussetzung für den selbstständigen Umgang mit digitalen Medien ist. Diese werden nach umfassenden Erfahrungen mit analogen Medien Schritt für Schritt in den Unterricht eingeführt, wobei neben der praktischen Handhabung vor allem ein echtes Verständnis der technologischen Grundlagen und Funktionsweise des Internets wichtig wird, das in der Oberstufe bis zu Reflexion der weltweiten gesellschaftlichen Wirkungen dieser Technologien reicht.
21. Was ist, wenn meine Familie umzieht?
In Deutschland gibt es fast überall eine Waldorfschule in erreichbarer Nähe und Neugründungen kommen jedes Jahr dazu. Hier finden Sie die Schulen in Ihrer Nähe. Jede Waldorfschule wird sich darum bemühen, Waldorfschüler:innen nach einem Umzug aufzunehmen. Ein Wechsel von und zu staatlichen Regelschulen bedeutet zwar eine Umstellung, ist aber möglich und keine Seltenheit. Falls Sie ins Ausland ziehen wollen: Weltweit gibt es – mit steigender Tendenz – über 1.200 Waldorfschulen. Damit sind die Waldorfschulen die größte überkonfessionelle und nicht-staatliche pädagogische Bewegung der Welt.
Diese Fragen und Antworten können Sie auch als Flyer im PDF-Format herunterladen.