Lerninhalte 1. Klasse

Lerninhalte der 1. Klasse: Hier die Einführung der Buchstaben am Beispiel f
Ein­führung der Buch­staben am Beispiel f
Auf den Tag der Einschulung der 1. Klasse fiebert die gesamte Schulgemeinschaft jedes Jahr hin. So ist dieser Anfang für alle Beteiligten etwas Besonderes. In einer Feier spricht der Klassenlehrer(in) das 1. Mal zu seinen Schülern, die ihm meist für acht gemeinsame Jahre anvertraut sind. Ist die neue Klasse gebildet und durch Darbietungen aus dem Unterricht der älteren Schüler reichlich beschenkt worden, bringen die Paten (unsere 7. Klasse) die Erstklässler in ihr Klassenzimmer. Dort findet dann die erste richtige Schulstunde statt, während die Eltern und Verwandten durch andere Schuleltern verpflegt und betreut werden.
So wie dem 1. Schultag, wohnt dem ganzen Schuljahr ein besonderer Duktus inne. Die neue Lernwelt wird dabei vom Lehrer nicht künstlich vereinfacht oder zu stark abstrahiert. Wir möchten die Kinder in einem Klima aufwachsen lassen, in welchem sie ganz Kind sein dürfen mit ihren noch gefühlsmäßigen, instinktiven Bezügen zu allen Vorgängen um sie herum. Die Urbildlichkeit des Lebens, die jedem Menschen ohne große Erklärung zugänglich ist, soll in deutlichen unverstellten Charakterbildern an sie herantreten. Aus ihrer altersgemäßen Nachahmung heraus tauchen die Kinder selbstverständlich darin ein und eignen sich die Lerninhalte spielerisch an, da sie ihrer Wesensart nicht fremd sind. Für uns Erwachsene ist dies am exemplarischsten anhand der Märchen erlebbar. Diese sind somit auch ein Bestandteil der Erzählungen der Unterrichtenden.
Die einzelnen Buchstaben werden mit Hilfe einer Geschichte, in der das Erleben der Laute zum Bild sich verdichtet hat, herausgelöst und schrittweise abstrahiert. Werden dann bald ganze Worte und Sätze geschrieben, entdeckt das eine oder andere Kind vielleicht darin schon Gelerntes und hat, ohne es selbst zu bemerken: gelesen. Lesen heißt damit – Wiedererkennen von Erlebtem nach langem Prozess! (Nicht Lernen von unbekannten Dingen). Die im Unterricht schon gelernten Sprüche und Liedtexte werden dann im Laufe des Schuljahres mit großen lateinischen Druckbuchstaben geschrieben. Vielleicht gestalten die Eltern für ihre Kinder ein erstes Lesebuch, welches die noch unbeholfenen Leser als kostbaren Schatz doppelt wertschätzen.
Alle vier Rechenarten, zunächst das Zählen erüben wir rhythmisch und gedächtnisfordernd und fördernd aus den Kräften, die jedem Menschen zugrunde liegen. Kleine Rechengeschichten lassen die Zahlenwelt zunächst bis 20, dann bis 100 auch gefühlsmäßig erleben. Da werden Nüsse oder Kastanien z.B. zu still verharrenden Tieren, die gerade für den Moment des Zusammenzählens warten, ehe sie wieder (im Säckchen) verschwinden oder kleine Holzscheiben zu Papas Werkzeug, welches ausgeliehen wird. Kleine Steine gestalten sich zu wertvollen Edelsteinen, die der König in seinen Schatztruhen ordnen lässt oder selber gerecht verteilt.… Die Multiplikationsreihen werden begonnen.
Als Gegengewicht zum gedanklichen Arbeiten wird mit Händen (manchmal auch mit Füßen) die künstlerische Welt der Formen und Farben erobert und ihre Kräfte durch Plastizieren mit Ton oder Wachs, Malen und Zeichnen erlebt. Vieles wird mit dem ganzen Körper, dem Bewegungsdrang in diesem Alter Folge leistend, im Klassenzimmer gelaufen, dabei jede Krümmung und Streckung, die beim bloßen Zeichnen unbemerkt bliebe, erfühlt, oder mit der „Zauberkreide“ in die Luft, bzw. mit den Fingern und der Kreide auf die kleinen Tafeln gemalt. Von der großen Bewegung verkleinert sich die Form dann in Heftgröße. So manche Farbgeschichte, in der sich z.B. zwei oder drei Farbpersönlichkeiten miteinander unterhalten oder etwas unternehmen, will von den Erstklässlern eifrig auf eigenem Aquarellpapier mit Pinsel und aufgelöster Wasserfarbe nachgespielt werden, oft mit Anteil nehmendem Jauchzen oder Mitleiden.
So dürfen die Kinder ihr Eingewachsensein mit allem Sicht- und Unsichtbaren (Elfen, Gnome, Zwerge, Riesen, .…) ausleben. Sie dürfen ihre Welt im Musikunterricht durch die pentatonische Flöte oder Harfe hervorlocken, von ihr in kleinen Gesprächen oder Alltagsbegebenheiten sprechen hören, sogar mit neuem Wortschatz im Englisch- und Französischunterricht in Sprüchen, Liedern und Theaterstücken spielen. Der Spielturn- und Eurythmieunterricht pflegt diese Welt durch Bewegungsspiele. Die Geschicklichkeit der Hände wird tüchtig mit Fingerspielen und mit Hilfe des Strickens in der Handarbeit herangebildet.
Da die selbstverständliche Verbundenheit mit der Natur mehr und mehr in der Gesellschaft verschwindet, dienen in den ersten Jahren regelmäßige Ausflüge in ein der Schule angegliedertes Waldstück gemeinsamen vertiefenden Erlebnismöglichkeiten mit Stein, Pflanze und Tieren, sowie aller Kreatur, die die Kinderseele liebt. Soziale Gewohnheiten und Freundschaften im und außerhalb des Klassengefüges werden angelegt und der kindlichen Phantasie Raum gegeben.
Damit ist ein solides Fundament für die nächsten aufbauenden Schuljahre gegeben.
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