In der 2. Klasse können wir Gelerntes wiederholen, freudig wiedererkennen und aufgreifend fortführen. Plötzlich zeigen sich Verbindungen und Beziehungen, die für einen Erstklässler noch verborgen waren. Die Grundformen verlieren ihre Statik und gewinnen an Leben.
Aus den großen lateinischen Druckbuchstaben lernen wir die geschwungenen, geschmeidigen Verwandten der Schreibschrift kennen. Neugierig verbinden die Schüler die vorangehenden großen Buchstaben-„Erwachsenen“ mit den folgenden kleinen „Kindern“ und staunen wie sich die einzelnen „Freundschaften“ darleben. Da gibt es (im Deutschen) treue Kameraden ( z.B. das a und das u, das e mit dem u, oder mit dem i) oder aber schüchterne oder hartnäckige Buchstabenkinder, die sich selten anfassen wollen (das a und das o, sowie das ai bei den Vokalen).
Durch eigene einfache Aufzeichnungen von Gehörtem entdecken und erobern sich die Zweitklässler ihre Sprachwelt. Gleichzeitig erüben sie damit die erste Grammatik der drei grundlegenden Wortarten und den einfachen Satzaufbau.
Beim Rechnen bauen wir auf den Zahlenindividualitäten des ersten Zehners und Hunderters auf. Wieder gilt es, Bekanntes zu festigen und durch das Bemerken von neuen Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten das Zahlensystem zu erweitern. Welche geometrische Formen in einer Multiplikationsreihe verborgen liegen, können wir untersuchen und dabei ihr ganz spezielles Wesen und ihre Schönheit bewundern.
Die Seele des Kindes verbindet sich auf diese Weise mit der Zahlenwelt und hat nicht nüchterne Ziffern vor sich, mit denen es nicht in Verbindung steht. Viel wird im Kopf gerechnet, u. a. auch das kleine Einmaleins (soweit man kommt), welches mit Hilfe von Klatschen, Springen, Ballwerfen auf bewegungsmäßige und rhythmische Weise „einverleibt“ wird.
Beim Zeichnen, welches durchaus bereits als Vorbereitung auf die Geometrie der 5. Klasse verstanden werden kann, verändern sich jetzt die einfachen Formen, indem sie in alle möglichen Richtungen gespiegelt werden. Was eben noch als leichter Erstklass-Stoff schien, wird flugs zu einer anspruchsvollen Festigung des Erlernten mit Variationssteigerung. Wieder werden die Gebilde vorher im Raum gelaufen, diesmal mit einem Partner, der mit den Füßen gleichzeitig mit seinem Doppel die entgegengesetzten Spiegelform auf den Boden zeichnet. Für das leibliche und seelische Gleichgewicht eine großartige Übung.
Das oft in diesem Alter ungezügelt ausbrechende Verhalten, welches Ausdruck einer Loslösung von alten Gewohnheiten und unsicheres Ertasten einer neuen Welt ist, erfährt hier eine unvermutete Harmonisierung.
Ähnliches geschieht durch den Erzählstoff der Tierfabeln und der Heiligenlegende.
Alle Fächer führen ihre Themen weiter. Der Religionsunterricht tritt neu hinzu. Wir gliedern die Gruppen nach ihren Konfessionen (evangelisch/katholisch) und freichristlich.